Sonnenobservatorium - Stonehenge en miniature

Kreisgrabstelle

Autor: Henri du Vinage

Deutschland

Februar 2022

 

Vor einigen Jahren besuchten wir die Kultstätte Stonehenge in England (meine Reisestory: Bath - Römern und Druiden auf der Spur) und begeisterten uns, über die Größe und das Ausmaß des Areals.  Genial das Handwerk der Völker, vor über 4000 Jahren ein solches Bauwerk zu errichten. Diesmal verschlägt es uns von Naumburg aus, wo wir einige Tage verweilten, zum Sonnenobservatorium bei der Ortschaft Goseck. In den 1990er Jahren stellten Archäologen beim Überfliegen des Geländes ringförmige Verfärbungen am Boden fest und schlossen aufgrund von ähnlichen Fundstellen in Europa auf eine Kreisgrabenanlage. Spätere Ausgrabungen bestätigten diese Theorie. 2005 bewunderten die ersten Besucher die rekonstruierte Anlage.

Goseck

Über einen asphaltierten Feldweg erreichen wir den Parkplatz. Fünf Autos finden hier ein Plätzchen und außer uns scheint keiner ein Interesse an der 7.000 Jahre alten Anlage zu haben. In einer Entfernung von etwa 100 Metern stehen die Holzpalisaden in einem Kreis. Ein Weg führt durch die sattgrünen Wiesen der Kulturlandschaft Saale und Unstrut auf die Anlage. Uns fallen sofort die zahlreichen Öffnungen und Tore auf, die bei Sonnenauf- und Untergang die Jahreszeiten anzeigen. Es handelt sich wohl, um einen einfachen Bauernkalender. Wir treten durch eine Art Haupttor ein.

Goseck

Zwei Frauen sitzen auf dem Boden, haben Bücher nebeneinanderzuliegen und reden miteinander. Sind sie zum Meditieren hier oder nur Besucher, wie wir? Als wir näher kommen, stehen sie auf und verlassen das Gelände. Vertrocknete Sonnenblumen, Blätter und Zweige mit Kirschen liegen auf der im Boden eingelassenen Erklärungstafel. Seltsam, handelt es sich hierbei um kultische Handlungen oder eine Verehrung der Götter? Leider erfahren wir dies nicht und fahren weiter zum Schloss Goseck. Um 900 entstand an dieser Stelle eine Burg, später wurde hier ein Benediktiner Kloster und eine Kirche erbaut. Im 16. Jahrhundert, infolge der Reformation, entstand ein Rittergut und erst 1609 fand die Umwandlung zum Schloss statt. Das Anwesen wechselte im Laufe der Jahrhunderte mehrmals die Eigentümer. Es diente im 20. Jh. als Speicher, Jugendherberge, Schule und wurde ab 1998 zu einem Kulturzentrum mit einigen Gästezimmern umgebaut. Im Informationszentrum Sonnenobservatorium lernen wir die Entdeckung und Auferstehung dieser einmaligen Anlage kennen. Zwar nicht so gewaltig wie Stonehenge in England, erstaunliche 3.000 Jahre älter und kein Touristenhype, aber ebenso interessant und verblüffend.

Goseck
Kommentare: 2
  • #2

    Reinhold Klein (Freitag, 11 Februar 2022 19:48)

    Naumburg ist schon gebucht - gedanklich.

  • #1

    Werner Gollbach (Freitag, 11 Februar 2022 14:12)

    Hallo Henri, danke für den interessanten Reisebericht. Ich bin immer wieder erstaunt, was ihr auf euren Reisen so alles entdeckt. Wer hätte das gedacht, dass die Umgebung von Naumburg so viele Sehenswürdigkeiten birgt.
    LG Werner