Autor: Henri du Vinage
Santiago
September 2024
Immer wenn wir mit Reisenden ins Gespräch kamen und uns über Erfahrungen und Erlebnisse austauschten und Tipps weitergaben, hieß es: „Da braucht ihr nicht hin. Die Hauptstadt Praia ist häßlich.“ Daraufhin fragten wir: „Aber was ist mit der Geschichte? Cidade Velha, die Altstadt, da fing doch alles an. Ist das nicht interessant?“ Meistens kam ein gequältes ja als Antwort. Wir machten uns mit mäßiger Erwartungshaltung auf den Weg, bzw. „auf den Flug“.
In 60 Minuten fliegt die ATR 72, ein Turbopropflugzeug des französisch-italienischen Konsortiums Avions de Transporte Régional nach Praia, der Inselhauptstadt Santiagos. Der Name des Flughafens verrät enge Beziehungen zu afrikanischen Ländern und ihren Freiheitskämpfern: Nelson Mandela Aeroporto. Den Transfer zum Hotel hatten wir bereits im Voraus organisiert und der Taxifahrer erwartet uns mit einem Namensschildchen. Während der fünfzehnminütigen Fahrt zur „Perle“, Hotel Perola, bietet der Fahrer sich gleich an, uns die Insel zu zeigen. „Talvez, vielleicht“, und erkundigen uns nach dem Preis. Sehen wir ´mal.
Die größte Stadt der Inselgruppe bevölkern 140.000 Menschen und von unserer Unterkunft schauen wir auf das Plateau, die Stadtmitte, welche auf einer Hochebene mit Blick auf das Meer liegt. In 20 Minuten läuft man dorthin. Nachts empfiehlt uns, die freundliche Dame an der Rezeption immer ein Taxi zu nehmen. Aber das kennen wir ja schon von Mindelo.
Über eine in Frankfurt lebende brasilianische Freundin erhalten wir die Kontaktdaten einer ehemaligen Kommilitonin. Sie studierten vor etwa 20 Jahren in Juiz de Fora/Brasilien. Was für ein Zufall! Meine Frau ist in dieser Stadt aufgewachsen und wir haben gemeinsam von 1989-1991 dort gelebt. Wir verabreden uns mit ihr und verbringen Stunden miteinander. Sie erzählt uns einiges über ihre Zeit in Brasilien, die Hauptstadt Praia, die Insel Santiago und wir vereinbaren, dass sie uns am nächsten Tag die Cidade Velha (Altstadt) zeigen wird. Samira entpuppt sich als liebevoller Mensch und begeistert uns mit ihrer Art des kapverdischen way of life.
Während der halbstündigen Fahrt im Sammeltaxi erzählt Samira: „Zur Zeit der Eroberungen, so um 1460, entdeckten portugiesischen Seefahrer die unbewohnte Insel und gründeten den damaligen Hauptort Ribeira Grande, die heutige Cidade Velha, Altstadt. Eine kleine Ortschaft mit 2.200 Einwohnern. Wir fahren erst einmal zur Festung. Von dort haben wir einen guten Überblick über die Ortschaft.“
Bei Wikivoyage lese ich sinngemäß: „Die damaligen Seemächte Spanien und Portugal teilten 1480 den Atlantik. Portugal bekam die Regionen südlich der Kanarischen Inseln. Dazu gehörten auch die Kapverdischen Inseln. 1494 im Vertrag von Tordesillas bekam Portugal alle Länder östlich einer Linie 370 Meilen westlich der Insel Santo Antão (habe ich im Geschichtsunterricht gepennt?). In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich Ribeira Grande zum Zentrum des Sklavenhandels in Richtung des amerikanischen Kontinents, der 4 Jahrhunderte dauern sollte. Die Stadt war zahlreichen Angriffen von Engländern und Franzosen ausgesetzt. So plünderte beispielsweise der englische Pirat Francis Drake im Namen der Königin Elisabeth I. 1593 den Ort. 1712 zerstörte und beraubte der Korsar aus Nantes, Jacques Cassard, Ribeira Grande. Obwohl die Festungsanlagen ständig erweitert und modernisiert wurden entschlossen sich die Portugiesen 1770 den Hauptsitz nach Praia zu verlegen. Vom geschützten, hochliegenden Plateau aus, konnten die Soldaten den Atlantik überblicken und Angriffe waren leichter abzuwehren.“ „Komisch“, denke ich, „in der heutigen Welt hat sich nicht wirklich viel geändert, außer die Namen der Weltmächte. Ein ewiges Hin und Her und mir kommen die derzeitigen Großmächte in den Sinn, welche derzeit intensiv versuchen, ihre Einflussgebiete zu halten und zu erweitern.“
Eine Grundschulklasse streift durch die Festungsanlage, Fortaleza Real de São Filipe. Die Kids sind diszipliniert, auch wenn die Lehrer das eine oder andere Kind einfangen, damit alle zusammen zur Filmvorführung an Ort und Stelle sind. Wir folgen freiwillig der Schulgruppe. Der Film läuft und erklärt die Historie der Anlage. Die Kleinen sind mucksmäuschenstill und lauschen. Immer wieder treffen wir auf Schul- und Kindergartenkinder, die in bunten Uniformen von ihren Lehrern begleitet, in Museen, historischen Gebäuden und natürlich auf Spielplätzen fröhlich lachend und hüpfend Freude am Leben haben.
Wir starten zu unserer Privatführung mit Samira über den trockenen Boden der Festung: „Das Forte wurde 1587 erbaut“, beginnt sie, „und befindet sich 120 Meter über dem Meeresspiegel.“ Sie zeigt uns die vollständig erhaltene Zisterne, Mauerreste der Räume für Offiziere und Soldaten, die Ruinen der Residenz des Gouverneurs, Bastionen und Kanonen, auf denen wir uns zur Erholung und auf ein Schluck Wasser niederlassen. Wir laufen die Anhöhe herunter, nicht ohne auf ein kühlendes und erfrischendes Bierchen zu verzichten. Auf dem Weg in den Ort begegnen wir einer jungen Frau, die selbsthergestelltes Fruchteis verkauft. Samira bestellt ein Chupa-Chupa , Eis im Beutel, und die Verkäuferin schaut uns fragend an. „Não,não. São turistas. Ihr Körper verträgt das nicht“, erklärt sie der Frau und uns auch. Ich erinnere mich an einen Artikel in Bezug auf touristische Gesundheitstipps: „Finger weg vom Wasser, wenn es nicht in verschlossenen Flaschen ist.“
Die Ruinen, der ab 1556 errichteten und um 1700 zerstörten Sé Catedral lässt unseren Fantasien freien Lauf. Am Pelourinho, Pranger, zeigt sich die Kolonial- und Sklavenzeit von ihrer menschlich schrecklichsten Seite. Der kleine Marktplatz, der die typische relaxte Stimmung der Cidade Velha verströmt, versöhnt uns wieder zu weiteren Entdeckungen aufzubrechen.
„Hier möchte ich hinziehen“, bedeutet uns Samira, als wir durch die von privaten Kolonialhäusern gesäumte Rua Banana spazieren. 2009 wurde der Ort in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen und ebenfalls wurden die Häuschen der Rua Banana restauriert. Die Kapverdierin erklärt uns: „Leider sind die Eigentumsverhältnisse chaotisch und fast überall eindeutig ungeklärt. Hier kann ich nichts kaufen. Ich zeige euch jetzt aber etwas anderes. Folgt mir“, und wir steigen die Hügel der Tropenlandschaft schwitzend empor, wandeln in den geschichtsträchtigen Ruinen des Convento de São Francisco, des größten religiösen Gebäudes in Cabo Verde und der afrikanischen Küste. 1556 begannen die portugiesischen Entdecker mit dem Bau, welcher um 1700 vollendet wurde. 1712 zerstörte der Korsar Jacques Cassard das Kloster. Die Igreja (Kirche) Nossa Senhora de Rosario, die um 1495 als kleine Kapelle erbaut wurde, lässt der Fantasie freien Lauf und versetzt uns in die damalige Zeit. 1582 existierten in der Hauptstadt 6208 Menschen, darunter 5700 Sklaven, überwiegend aus Westafrika bildeten die Bevölkerungsmehrheit. Im Vergleich dazu lebten in Frankfurt etwa 10.000 Einwohner.
Wieder zurück in Praia reden wir über die Zeit der Sklaverei, denken unweigerlich auch an Brasilien, denn ein Teil der hier verschifften Afrikaner kamen, wenn sie die Strapazen überlebten in Südamerika an. Selbst nach so vielen Jahrhunderten ist die Sklaverei weltweit nicht ausgestorben. Auf einigen entlegenen Farmen in Brasilien entdeckt die Polizei jedes Jahr Menschen, die wie Sklaven von der Außenwelt abgeschnitten arbeiten und oft gehen Haushaltshilfen einer sklavenähnlichen Beschäftigung nach. In Europa wird selten darüber berichtet. Wir brechen müde vom Tagesausflug zum Hotel auf und rufen ein Taxi. „Stop, stop“, meldet sich unsere Begleiterin Samira, „ihr müsst den Bus nehmen. Der hält direkt gegenüber vom Hotel und so seht ihr noch ein bisschen von der Stadt.“ Gesagt, getan. Wir klettern in den Bus und sitzen gleich hinter dem Fahrer. Den Platz finden wir strategisch perfekt, weil alles zu überblicken ist. Freundliche Menschen steigen ein, scherzen und grüßen einander und uns auch. Kinder, Frauen, Männer, alte und junge, mit und ohne Einkaufstaschen stehen eng aneinandergedrängt im Gang des Busses. Was haben wir für ein Glück, diesen Luxusplatz ergattert zu haben! „Noch drei Stationen“, signalisiert der Fahrer. Wie gelangen wir zum Ausgang? Der ist hinten. Ein Durchkommen scheint unmöglich. Unsere Gedanken kreisen um das Herauskommen. Schon ruft der Fahrer: „Hier müsst ihr raus“, deutet auf das Hotel auf der anderen Seite und zeigt mit seiner Hand auf die nur in eine Richtung drehende mit drei Stäben ausgestattete Drehschranke. Neue Fahrgäste strömen herein. Alle Augen richten sich auf uns. Peinlich. Aber wir lassen uns nichts anmerken, lächeln und ich zwänge mich als erster durch zwei wackelnde Stangen hindurch. Doch stopp. Der Rucksack ist eingeklemmt. Ich hänge in der Hightech-Schranke fest und übergebe den Backpack einer Frau, die beim Einsteigen ist. Ob das eine gute Idee ist? Wenn sie jetzt abhaut. Das Portemonnaie befindet sich darin. Geschafft. Die nette Dame wartet auf mich und übergibt mir den Rucksack unbeschadet. Elegant kriecht meine Frau durch die Schranke, als hätte sie von klein auf nichts anderes getan. Der Fahrer lässt uns vor dem Bus passieren und die Straße überqueren. Die Mitfahrer winken euphorisch und lachend.
Taxifahrer Mano holt uns am nächsten Tag vom Hotel ab. Unsere Kapverdenspezialistin Samira hat ihn beauftragt, uns die Insel zu zeigen. Er erzählt: „Ich habe noch nie Gäste über die Insel gefahren“. Wir antworten: „Kein Problem. Dann entdecken wir eben alles gemeinsam.“
Unser erster längerer Stopp ist im Hinterland in São Jorge, ein kleiner, aber der einzige botanischer Garten auf den Kapverden, der Jardim Botânico Grandvaux Barbosa. Er gehört zur Universität und dient wissenschaftlicher Bildung und Forschung. Auf 20.000 m² werden überwiegend endemische und native Pflanzen kultiviert. Zusammen mit den Gärtnern untersuchen wir laienhaft einige Gewächse und lassen uns diese erklären. Die Mitarbeiter sind hilfsbereit und freuen sich, dass sie endlich mal etwas Abwechslung haben und unsere Neugierde befriedigen. In der Ferne zieht Nebel hoch und verdeckt die Berge. Wir denken uns nichts dabei. Eine Wetterkapriole?
Auf dem Weg zum nordöstlichsten Zipfel der Insel Tarrafal zeigt uns Mano den Ort Assomada. Es handelt sich um die drittgrößte Stadt des Archipels – 13.600 Einwohner. Nur die Städte Praia und Mindelo (Kapverden Teil 1) beheimaten mehr Menschen. Leider verpassen wir den Wochenmarkt, der immer mittwochs und samstags für ein reges Treiben sorgt. Schade, wir hätten sonst ein Schweinchen oder Hühnchen gekauft. Auf dem Praça Gustavo Monteiro am Rathaus herrscht Morabeza, Entspannung pur. Alte und Junge haben es sich auf den Bänken bequem eingerichtet, quatschen oder dösen vor sich hin. Das Centro Cultural Norberto Tavares hat leider dicht. So bereichern wir unsere Kultur mit der Ruhe und Ausgeglichenheit einer kapverdischen Großstadt.
Die gut ausgebaute Landstraße, Tarrafal – Assomada – Praia, führt uns durch den Parque Natural Serra Malagueta, ein Natur- und Wanderparadies. Im Informationszentrum auf der Hauptstraße am Praça Maria Sabu erhalten Wanderer Informationen zu den Wanderwegen, die, so heißt es im Infocenter, auch ohne Guide zu erschließen sind. Die höchste Erhebung ist etwas über 1000 Meter. Es empfiehlt sich vorher, an der Auskunftsstelle nachzufragen, welche Wege begehbar sind. Auf der Wanderapp Komoot habe ich einige Rundwanderwege gefunden. Outdooractive zeigt eine Wanderung an die Küste (one way) mit 10,2 KM Länge.
Nach so viel Ruhe und Gelassenheit unternehmen wir nun einen mit Tränen und Leid gepflasterten Weg durch die portugiesische Kolonialzeit und die dauerhafteste Diktatur Westeuropas. Das Regime von António de Oliveira Salazar (1932-1968) und Marcelo Caetano (1968-1974) verpasste den Anschluss an die moderne Welt. Abgeschottet von Europa beachtete der menschenscheue Diktator nur sein Umfeld, hielt die Bevölkerung bildungsarm und oftmals hungernd. Noch in den 60er Jahren waren 70% der Portugiesen Analphabeten. Wir sind auf dem Weg in das Konzentrationslager Tarrafal. Politische Gefangene und Freiheitskämpfer aus den afrikanischen Kolonien wurden hier gefoltert, gequält, erniedrigt und menschenunwürdig behandelt. Im KZ treffen wir wieder auf Grundschulklassen, denen kindgerecht diese schreckliche Vergangenheit erklärt wird. Unser Fahrer Mano zeigt sich tief betroffen und nach 90 Minuten holen wir ihn aus der Anlage heraus. Die furchtbaren Gräueltaten, Foltermethoden und Haftbedingungen werden zum Glück nicht detailliert gezeigt. Die Vorstellungskraft reicht aus, das Grauenerregende zu spüren.
Mehr zum Thema portugiesische Kolonialzeit:
Siehe TIPP 3 und 4.
Nachdenklich und berührt fahren wir zum drei Kilometer entfernten angeblich schönsten Strand der Insel zur Ortschaft Tarrafal. Zeit zum Runterkommen. Der Ort liegt eingebettet in einer Berglandschaft mit dem 600 Meter hohen Monte Graciosa, den wir in der Ferne nur erahnen. Endlich klärt uns Mano auf: „Die Nebelschwaden, die das Gebirge verdecken nennen wir bruma seca. Das ist Saharasand. Das haben wir öfter und dann bleibt man besser Zuhause. Der schadet der Lunge und auch die Flüge fallen dann oft aus. Aber heute ist es nicht so schlimm.“ Bunte Boote säumen den beginnenden Strand, Fischer flicken die Netze, junge Leute spielen das afrikanische Brettspiel Ouril (Bohnenspiel), der Fang wird verkauft und wir schauen dem Treiben zu. Am Hauptplatz in unmittelbarer Nähe des Rathauses, der Kirche und der alten Markthalle stillen wir Durst und Hunger, um danach unsere Entdeckungen weiter zu verfolgen.
Unser Guide erklärt: „Wir fahren jetzt zu den Rabelados, einer religiösen Gruppierung, die sich von der katholischen Kirche in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts absonderte. Bis vor kurzem lebten sie versteckt in den Wäldern, übten ihre Rituale aus, schickten die Kinder nicht in Schulen und suchten bei Krankheiten und Geburten keine Krankenhäuser auf. Sie waren sehr verschlossen anderen Menschen gegenüber, weil sie verfolgt wurden. Wir dürfen sie aber besuchen.“ Wir nehmen die Straße zurück Richtung Praia. 40 Minuten später kommt der Abzweig nach Espinho Branco und ein Hinweisschild zur Gemeinschaft der Rabelados, das kapverdische Wort für Rebellen. Eine junge Frau empfängt uns, führt uns durch das Dorf und erklärt, wie die Menschen miteinander leben: „Früher arbeiteten nur die Frauen und die Männer saßen herum. Das haben wir geändert. Die Gemeinschaft lebt nicht nur von der Landwirtschaft und den Tieren, sondern auch von der Handwerkskunst und der Malerei.“ Sie zeigt uns einige Motive, die oftmals die Gleichberechtigung der Geschlechter zum Thema haben. Die Strohhütten, in denen sich manchmal das Federvieh verirrt, dienen den Familien zum Schlafen und als Unterschlupf, wenn es regnet. „Unsere Kinder gehen inzwischen zur Schule, wir haben ärztliche Versorgung und die Babys werden oft in den Krankenhäusern geboren“, ergänzt sie, jedoch ohne zu erwähnen, dass die Gruppe vor Jahrzehnten ihre traditionelle Lebensweise nur unter Druck von Kirche und Regierung aufgab. Oberhalb des alten Hüttendorfes entdecken wir ziegelbedeckte Steinhäuser. „Ja,ja“, meint die engagierte Frau, „die Jungen wollen nicht mehr unser einfaches Leben“ und lacht dabei.
Samira vermittelt uns den Kontakt zu einer Freundin, der Leiterin der Fundação Amílcar Cabral. Im historischen Museum erfahren wir über den Freiheits- und Guerillakämpfer, der in Lissabon Landwirtschaft studierte, dass ihn die Ungerechtigkeit, Armut der Einheimischen und die Willkürherrschaft der Kolonialmacht Portugal zum bewaffneten Kampf trieb. Er setzte sich international für die Freiheit bei den Vereinten Nationen, europäischen Parlamenten, sozialistischen und kommunistischen Parteien sowie bei Papst Paul VI ein. Die vom portugiesischen Regime unterdrückten Länder Afrikas, Angola, Mozambique, Guinea-Bissau, São Tomé & Principe und Kapverden wurden überwiegend von den damaligen Ländern des Ostblocks unterstützt. 1974 erhielten die Kapverdischen Inseln und weitere afrikanische Staaten die „Freiheit“. Cabral erlebte dies nicht mehr. Er wurde 1973 in Conakry, Guinea ermordet. Obwohl der Mörder bekannt ist, ein Offizier der Marine, sind die tatsächlichen Hintergründe bis heute unaufgeklärt. Zum 100-jährigen Geburtstag im September dieses Jahres feiern die Kapverdier ihren Ché Guevara.
Wieder zurück in Praia wechseln wir das historische Programm und stürzen ins Nachtleben auf dem Plateau. Im Hotel erhalten wir die Empfehlung zum Quintal da Música zu spazieren. Livemusik im kapverdischen Stil und typisches Essen. Frühzeitig stehen wir vor der Tür. Fast alle Plätze sind frei und wir haben einen tollen Tisch im Visier: „Der dahinten wäre klasse“ und wir deuten auf einen Tisch nahe an der Bühne. „Lamento, tudo completo“, bedauert der Mitarbeiter des Hauses und weist uns lächelnd zur Tür. Gleich um die Ecke liegt die Fußgängerzone. Schon hören wir Gesang, Saxophone und Gitarrenakkorde. Wir folgen den Lauten und sehen Kapverdier musizieren, ergattern einen Platz und bestellen Fisch und Wein. Was sonst? Klasse Atmosphäre, viele Einheimische, die Sänger wechseln sich ab. Wir ziehen weiter. Wieder Live-Musik und kommen ins Gespräch mit den Gästen an den Nachbartischen. Mit dem Taxi in fünf Minuten zurück ins Hotel. Ein typisch kapverdischer Abend.
Unsere Rückreise steht bevor. Die Luft ist stickig und heiß, der Körnchen piksen auf der Haut, das Atmen fällt schwer und die Coronamaske verschont die Lungen vom Sand aber wir sind dem Ersticken nahe. Inzwischen wurden alle Inlandflüge gestrichen. Die TAP nach Lissabon fliegt. Wir sind beruhigt und unternehmungsfreudig, da der Flieger erst nach Mitternacht abhebt. Wir freuen uns auf ein Fischessen bei Samira. Dann kommt der Anruf von unserer kapverdischen Freundin, dass es nicht klappt. Wir verabreden uns mit ihr am Prainha-Beach, einem kleinen Strand, im Restaurant Linha D’agua. Sie bringt ihren 4-jährigen Sohn mit. Wir reden, essen, der Junge ist aktiv und ich gehe mit ihm zum Meer.
Danke Samira, Manu, Carlos, Rey und allen anderen bezaubernden Kapverdiern für die prächtige Zeit und die MORABEZA.
TIPP 1:
Kapverdische Inseln Teil 1 – Kulturhauptstadt Mindelo
Kapverdische Inseln Teil 2 - Santo Antão - Grünes Wanderparadies
Tipp 1: Historisches Museum Amaril Cabral, Praia, Rua Dr. Júlio Abreu no. 5, Plateau
Tipp 2: Restaurant Linha D’agua, Praia – , Prainha-Beach
https://www.tripadvisor.de/Restaurant_Review-g293775-d13549080-Reviews-Linha_D_agua-Praia_Santiago.html
Tipp 3: Nelken für die Revolution – Arte Doku
https://youtu.be/2C3qeDDxKxQ?si=QTH7Ygwsf2DffPIm
Tipp 4: Die Ära Salazar in Portugal. Europas vergessene Diktatur - ZDFinfo Doku
https://youtu.be/H212soRQFXw