Palazzo Barberini - von Rom nach Potsdam

Blick auf Potsdams historischen Stadtkern mit Museum Barberini
Blick auf Potsdams historischen Stadtkern mit Museum Barberini, Photo: Helge Mundt, © Museum Barberini

Autor: Henri du Vinage

April 2017

Deutschland

 

SAP-Gründer Hasso Plattner, Stifter und Kunstsammler, bereichert Potsdam um eine weitere Attraktion. Das Museum Barberini.

Chef des Barberini
Das Original: Palazzo Barberini in Rom, fotolia©nikitamaykov

 Es war einmal ein reiches italienisches Adelsgeschlecht, die Barberinis. Dieses brachte Kardinäle und im 17. Jahrhundert Papst Urban VIII. hervor. Es erbaute von 1625-1638 den Barockbau Palazzo Barberini in Rom.

Es war einmal ein reicher preußischer König, Friedrich II., der sich von 1771-1772, nach dem römischen Vorbild, ein Bürgerhaus, genannt Palast Barberini, in Potsdam errichten ließ. Potsdamer Bürger nutzten das Haus für kulturelle Veranstaltungen.

 

Mäzen Hasso Plattner
Stifter und Mäzen Prof. Hasso Plattner (druckfähig) © SAP AG / Wolfram Scheible

Es war einmal ein Luftangriff auf Potsdam am 14. April 1945. Der Palast wurde zerstört und in den Folgejahren die Ruine gesprengt. Geld für bauliche Maßnahmen war nicht vorhanden und so blieb eine Grünfläche übrig. Diese wurde als Parkplatz genutzt.

 

Es kam ein reicher deutscher Unternehmer, SAP-Gründer, Mäzen, Stifter und Kunstliebhaber Hasso Plattner, hatte eine Idee, krempelte die Ärmel hoch, schaute in sein Portemonnaie und eröffnete im Januar 2017 das Museum Barberini mit der Ausstellung »Impressionismus. Die Kunst der Landschaft«. Es hört sich an, wie ein Märchen. Ist aber keines.

Museum Barberini, Rückansicht, Photo: Helge Mundt, © Museum Barberini
Museum Barberini, Rückansicht, Photo: Helge Mundt, © Museum Barberini

Im März besuche ich das Haus. Ich gehöre nicht zu den Kunstkennern, fühle mich jedoch besonders vom Impressionismus angezogen. Ich erinnere mich an eine wunderschöne Ausstellung im Städel in Frankfurt/M. aus dem Jahre 2015, »Monet und die Geburt des Impressionismus« und freue mich schon auf die Herausforderung in Potsdam. 170 Bilder der bedeutendsten Impressionisten, Claude Monet, Eugène Boudin, Paul Signac, Gustave Caillebotte und Alfred Sisley faszinieren mit ihrer farblichen Ausdruckskraft. Von diesem Farbenspiel, dieser Ausdrucksstärke und dem Gefühl in die Landschaften einzutauchen möchte ich mich nicht abwenden. Einfach nur beeindruckend.

Einen weiteren Teil der Ausstellung bilden die »Klassiker der Moderne«. Wassily Kandinsky, Edvard Munch, Andy Warhol und Max Liebermann. In diesem wunderbaren Ausstellungsambiente fühle ich mich mitgenommen, kann mich auf die Kunst konzentrieren. Mir fallen Max Liebermanns Zitate ein. Dem Berliner Sohn eines Industriellen werden einige Bonmots zugesprochen. Auf die Frage: »Wo wohnen sie denn in Berlin«?, pflegte er in seinem typischen Berliner Dialekt zu antworten: »Wenn se rinn kommen nach Berlin, links um de Ecke«. Als 1933 die nationalsozialistischen Machthaber an seinem Haus vorbeimarschierten soll er geschimpft haben: »Ick kann ja nich soville fressen, wie ick kotzen möchte«.

Ausstellungsansicht "Impressionismus. Die Kunst der Landschaft" mit Claude Monets Seerosen, Museum Barberini, Photo: Helge Mundt, © Museum Barberini
Ausstellungsansicht "Impressionismus. Die Kunst der Landschaft" mit Claude Monets Seerosen, Museum Barberini, Photo: Helge Mundt, © Museum Barberini

In einem weiteren Ausstellungsraum werden Nachbildungen von Rodins Skulpturen gezeigt. Zwar interessant, aber hätten sich die Ausstellungsmacher sparen können. Passt meines Erachtens konzeptionell nicht so gut darein. Ich gehe flott daran vorbei. Wer interessiert ist, bleibt länger stehen.

Nach über zwei Stunden im Überfluss der Farben, hin- und hergerissen von der Schönheit der Bilder, gehen mir langsam Kondition und Konzentration aus. Ich nehme mir vor wiederzukommen, wieder zu genießen. Vom 28. Oktober 2017 bis zum 4. Februar 2018 widmet sich die Ausstellung »Hinter der Maske. Künstler in der DDR«, den Spielarten künstlerischer Selbstinszenierung in der DDR zwischen verordnetem Kollektivismus und schöpferischer Individualität. Da muss ich hin.

Ich verlasse das Museum und bemerke einigen Wirbel am Eingang. Es hagelt Beschwerden, von überwiegend älteren Menschen, die in der Schlange zur Kasse stehen. Dort angekommen stellen sie enttäuscht fest, dass es keine Karten mehr gibt. Online ist das heutige Zauberwort. In dieser Altersgruppe sind die neuen Medien nicht angekommen. Auch Sitzgelegenheiten für die Wartenden sind rar und vor dem Eingang schon gar nicht vorhanden. Die Mitarbeiter sind freundlich, aber können dieses Problem auch nicht lösen. Schade. Ich bin sicher, dass die Museumsmacher dafür eine Lösung finden.

 

Museum Barberini Foyer, Photo Helge Mundt, © Museum Barberini
Museum Barberini Foyer, Photo Helge Mundt, © Museum Barberini

Ich verlasse das Museum und befinde mich auf dem »Alten Markt« von Potsdam, der historischen Mitte. Bis zur Bombardierung und Zerstörung durch die Royal Air Force tobte hier jahrhundertelang das Leben. Zu  DDR-Zeiten wurden Kirche und Rathaus saniert. Das Geld und der Willen für weitere Rekonstruktionen fehlten jedoch. Die Fassade des ehemaligen Stadtschlosses wurde unlängst neu erbaut und das alte Rathaus zu Leben erweckt. Nur die alte Fachhochschule zeugt von der vergangenen Zeit.

 

In einem der zahlreichen Cafés in der Fußgängerzone bestelle ich einen Espresso und eine Käse-Sahne-Torte und ergötze mich an der historischen Szenerie. Die 200.000 Einwohner Stadt hat sich mächtig herausgeputzt und hat viel zu bieten. Das Schloss Sanscousi erwacht bald aus dem Winterschlaf und wird die Besucher aus der Welt erfreuen. Die Zeit reicht nicht aus, um sich an all‘ diesen wunderbaren historischen Sehenwürdigkeiten zu erbauen, einzutauchen in die Vergangenheit, die Geschichte besser zu verstehen und daraus zu lernen.

Potsdam ist gemütlich und eine fantastische Alternative zur Metropole Berlin.

 

 

Tipp 1: Bring viel Zeit mit. Mehr Informationen:

            https://www.potsdamtourismus.de

 

Tipp 2: Museum Barberini, Infos und Online-Ticket:

           https://www.museum-barberini.com/ihr-besuch/

bis 3. Okt.2017: Künstler in der DDR. Aus der Sammlung des Museums.

17. Juni 2017 – 3. Okt. 2017: Von Hopper bis Rothko. Amerikas Weg in die Moderne

28. Okt. 2017 - 4. Febr. 2018: »Hinter der Maske. Künstler in der DDR«

 

Tipp 3: Sehenswürdigkeiten: Schloss Sanssouci, Schloss Charlottenhof, Nikolaikirche, Holländisches Viertel, Künstlerhof Bornstedt, Marmorpalais, Schloss Cecilienhof, Russische Kolonie Alexandrowka und vieles mehr.

Impressionismus. Die Kunst der Landschaft

Klassiker der Moderne

Kommentare: 3
  • #3

    Claudia Dürr (Montag, 24 Juli 2017 19:51)

    Lieber Henri,
    com muito prazer li as tuas impressões à visita ao museu Barberine.
    Agora dispertou ainda mais a vontade de conhecer este lindo "Monumento" depois da reforma e vivenciar estas obras maravilhosas de grandes mestres.
    Abraços,
    Claudia

  • #2

    Werner Gollbach (Donnerstag, 04 Mai 2017 11:05)

    Lieber Henri, herzlichen Dank für deinen interessanten Bericht über Potsdam und das Berberini- Museum und für die schönen Fotos der berühmten Kunstwerke. Dein Reisebericht macht richtig Appetit, selbst mal hin zu fahren und in der Kunst zu schwelgen!

  • #1

    Schriftart T. (Samstag, 29 April 2017 16:52)

    Hallo Henri,vielen Dank Feuer den schoenen Bericht aus Potsdam und vom Museum Barbeini mit den schoenen Bildern. Gruß Christchen