Schatzsuchern auf der Spur - Arche Nebra - Naumburger Umland

Landesmuseum Sachsen-Anhalt
©LDA Sachsen-Anhalt, Juraj Lipták

Autor: Henri du Vinage

Deutschland

Januar 2022

 

Im Morgengrauen eines Sommertages im Juli 1999 ziehen zwei Gestalten bepackt mit Hacken, Spaten und Metalldetektoren auf den Mittelberg in Sachsen-Anhalt. Seit den 1980er Jahren wissen Archäologen und die Bürger des Umlandes: „Hier gibt es wertvolle Schätze.“

(Foto: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Juraj Lipták“)

Fundort Himmelsscheibe
©Besucherzentrum Arche Nebra

Die zwei Schatzsucher gieren nach Geld und riskieren eine Gefängnisstrafe. Aber das interessiert sie nicht. Das Gelände auf dem sich die vermeintlichen Reichtümer unter der Erde befinden, gehört dem Land Sachsen-Anhalt. Die Detektoren schlagen an und die Zwei buddeln und hacken im Boden herum. Einem Archäologen ständen die Haare zu Berge, doch unsere Ganoven sind beseelt den Goldschatz zu bergen. Und tatsächlich. Der Schatz besteht aus einigen Kronenkorken, aber die Männer geben nicht auf und stoßen auf einen metallenen, verschmutzten und grünverfärbten Topfdeckel, den sie achtlos wegwerfen. Kurz darauf finden sie zwei goldverzierte Schwerter und Armreifen, von denen sie wissen, dass es für diese eine Menge Moneten gibt. Sie packen das Diebesgut in die Rucksäcke und schleichen sich von dannen. (Foto: Blick vom Aussichtsturm am Fundort der Himmelsscheibe von Nebra. - Foto: Arche Nebra, A. Stedtler)

Nebra
©Besucherzentrum Arche Nebra

Euphorisch putzen sie die Glanzstücke und verscherbeln sie komplett für 32.000 DM an einen Händler aus dem Rheinland. Der Schatz wechselt mehrfach den Besitzer. Bei jedem Wechsel verdoppelt sich der Preis, so heißt es. Schließlich erhält das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle ein Kaufangebot. 380.000 € fordern die illegalen Eigentümer. Eine dumme Idee, denn der Museumsdirektor informiert die Polizei. Im Februar 2002 soll die fingierte Geldübergabe in der Schweiz stattfinden, doch die Handschellen schnappen zu. Grabräuber und Hehler werden auf Bewährung zu Geldstrafen und Sozialarbeit verurteilt. 

(Foto: Fundort der Himmelsscheibe von Nebra, markiert durch das "Himmelsauge". - Foto: Arche Nebra, A. Stedtler)

 

©Besucherzentrum Arche Nebra
©Besucherzentrum Arche Nebra

Besucherzentrum Arche Nebra von außen, die Gestaltung ist orientiert an der Schiffsdarstellung (Sonnenbarke) am unteren Rand der Himmelsscheibe von Nebra. - Foto: Arche Nebra, E. Becher

Bis heute sind sich Experten und Wissenschaftler nicht einig, welche Bedeutungen die Darstellungen haben. Vielleicht eine symbolische Visualisierung der Plejaden (Sternhaufen), der Mondsichel und der Sonne des Nachthimmels. Vielleicht eine Art Kalender durch die Ausrichtung auf die Winter- und Sommersonnenwende. Die Scheibe soll etwa 3.600 Jahre alt sein und ist in ihrer Darstellung weltweit einzigartig. Bei einem solchen archäologischen Schatz streiten sich die Gelehrten. Einige behaupten, dass es sich um eine Fälschung handele. Über 90 % der Wissenschaftler ordnen die Himmelsscheibe in der Bronzezeit ein und halten sie für echt.

Eines ist sicher. Der Fund hat den Tourismus der Region gefördert und mit dem Bau des Museums Arche Nebra ein architektonisches Kunstwerk in die Landschaft der Dorfes Nebra platziert. Einem schweizerischen Architekturbüro gelang es, ein geschwungenes und geknicktes Bauwerk in goldener Hülle aus eloxiertem Aluminium zu kreieren. Lichteffekte durch Wolkenformationen, Sonnenschein und Regen reflektieren glitzernd, blinkend und in unzähligen Spielarten am Gebäude. Ein Anziehungspunkt für Besucher. 

Kommentare: 1
  • #1

    Peter Schniz (Samstag, 29 Januar 2022 14:07)

    Danke, Henri, das ist wieder ein sehr informativer und anregender Text.